Karpatendeutsche Wiki

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pressburg:schoendorf

Schöndorf (Obchodná)

Schöndorf war eine der ältesten schriftlich verbürgten Vorstädte Preßburgs. Mittlerweile wird der als Obchodná ulica bekannte Straßenzug als integraler Teil der Bratislavaer Innenstadt wahrgenommen und dient als Fußgängerzone mit Straßenbahnverkehr. Von der ursprünglichen Bebauung mit Häusern von Weinbauern sind einige wenige bis heute erhalten. Der Umbau begann bereits in der Tschechoslowakischen Republik, als hier etliche Wohn- und Einkaufshäuser im Stil des Funktionalismus entstanden sind.

Geschichte

Die erste Siedlung wird 1279 unter der Bezeichnung "villa Zeplok" (Széplak, Schöndorf, Krásna Ves) erwähnt. Der ungarische König Ladislaus IV. hat die ursprünglich mehrheitlich von Ungarn bewohnte Vorstadt 1288 der Stadt Preßburg geschenkt. Im 15. Jahrhundert bekam sie am östlichen Ende ein steinernes Tor. Die hier ansässigen Weinbauern durften in ihren Häusern Wein verkaufen. Zwischen 1899 und 1926 führte durch die Schöndorfer Gasse / Széplak utca eine eingleisige Straßenbahnstrecke. 1976 wurde der Straßenbahnverkehr zweigleisig wiederhergestellt. Den heutigen Namen trägt die Straße seit 1962. Die Entwicklung der Straßenbezeichnung findet man in "Ortvays Datenbank".

Varia

Im Rahmen des Projekts „Deutsche Geschichte Preßburgs“ haben sich mit Schöndorf die Schüler Juraj, Gregor und Kiko von der Deutschen Schule Bratislava befasst.

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Im heutigen Bratislava werden deutsche Ortbezeichnungen oder Namen immer wieder zu Image- bzw. Marketingzwecken genutzt. Oft will man damit Tradition und Hochwertigkeit siganlsieren.

Auszüge aus historischen Presseveröffentlichungen

Am 13.11.1877 veröffentlichte die Preßburger Zeitung das Feuilleton „Altertuehmliche Uberlieferungen von Preßburg“. In der 5. Fortsetzung widmet sich der Autor Stefan v. Rákovszky auch der Schöndorfergasse (difmoe.eu): Die Schöndorfergasse erhielt ihre Benennung von dem einstigen Dorfe Schöndorf, Széplak, das durch die Tartaren zerstört wurde, und dessen Einwohner sich auf Befehl Andreas II. hier ansiedelten. Da die neue Kolonie aus Ungarn bestand, nannte man sie ungarisch „Magyar utcza“.

1879 gab es offensichtlich Überlegungen, die Gasse umzubenennen, in der Preßburger Zeitung vom 12.07.1879 (difmoe.eu) steht hierzu: Soll die Schöndorfergasse Schöndorfergasse bleiben? Eigentlich hat die Stadtrepräsentanz bereits beschlossen, die Benennung der Schöndorfergasse zu belassen. Es ist aber immerhin angesichts der mehrseitigen Besprechung diese Frage nicht überflüssig, zu bemerken, daß sich an jene Benennung die Erinnerung an eine für Preßburg wichtige Periode seiner Geschichte knüpft. Bekanntlich ward 1271 zu Preßburg der Friede zwischen unserem König Béla IV. und dem Böhmen-König Ottokar geschlossen, nachdem dieser die Gegend bis Preßburg verheert hatte. (…) Denn Ottokar überzog Stefan III. mit Krieg, kam bald gar bis nach Preßburg und eroberte es 1271. Alles ging zu Grunde. Die Böhmen hausten mit kannibalischer Grausamkeit, mordeten Alt und Jung, plünderten überall, auch in den Kirchen, und gaben schießlich unsere Stadt den Flammen preis. (…) …als Entschädigung für die Ottokar´sche Verwüstung (erhielt) unsere Stadt das von den Thoren der Stadt liegende Dorf Széplak (Schöndorf)…

pressburg/schoendorf.txt · Zuletzt geändert: 2025/01/05 11:30 von redaktion