Karpatendeutsche Wiki

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pressburg:schanzstrasse

Schanzstraße (Šancová)

Die Šancová ist heutzutage eine stark befahrene Straße im Zentrum Bratislavas.

Geschichte

Der Name der Straße leitet sich vom deutschen Wort „Schanze“ ab und deutet darauf hin, dass hier früher die Verteidigungserdwälle vor den Gräben der Vorstadt Blumenthal standen. Die Entwicklung der Bezeichnung der Schanzstraße im Laufe der Geschichte veranschaulicht u. a. die Webseite "Ortvayho databáza" („Ortvays Datenbank“), ein Projekt des Vereins „Bratislavské rožky“. Zwischen 1945 und 1990 trug sie den Namen „Malinovského“ nach dem sowjetischen Marschall Rodion Jakowlewitsch Malinowski, dessen Truppen der Roten Armee am 4. April 1945 Bratislava im Rahmen der Bratislava-Brno-Operation während des Zweiten Weltkriegs befreit haben.

pressburg:schanzova-cafe_juraj-gigac.jpgDie Straße beginnt unter dem Kalvarienberg. Das Gebäude mit der Hausnummer Šancová 1 ist der ehemalige klassizistische Hauptbahnhof Preßburgs aus dem Jahr 1848. Weitere wichtige Bauwerke sind: das YMCA-Gebäude (1921) oder der Unitas-Wohnkomplex (1931-1932) der Bratislavaer Architekten Friedrich Weinwurm und Ignác Vécsei.

Varia

Mit der Geschichte und den deutschen Spuren der Straße haben sich im Projekt „Deutsche Geschichte Preßburgs“ die Schülerinnen Eliška und Betka sowie die Schüler Martin und Palko von der Deutschen Schule Bratislava befasst.

Auszüge aus historischen Presseveröffentlichungen

Um 1860 versuchte die Stadt Preßburg, die Seidenherstellung zu fördern, hierzu eine städtische Kundmachung in der Preßburger Zeitung vom 19.05.1860 difmoe.eu: Da es die wohlmeinende Absicht des Magistrats ist, daß die sich sehr lohnende Seidencultur auch in dieser Stadt den wünschenswerten Aufschwung erlebe, so werden alle Dienjenigen, welche die Wichtigkeit dieses Industriezweiges erkennen, aufgefordert auf einem möglichst zahlreichen Besuch der obigen Anstalt und deren künftige Nachahmung nach Kräften hinzuwirken. Bei dieser Gelegenheit wird neuerdings bemerkt, daß es heuer Niemandem gestattet ist, von den städt. Maulbeerbäumen in der Mühlau, beim Andreasfriedhof und an der Schanzstraße Laub zu pflücken, weil dasselbe für die städt. Musteranstalt allein benöthigt wird.

Obgleich heute im zentralen Teil der Stadt gelegen, galt der Straßenzug 1899 als Peripherie der Stadt. Hierzu ein Artikel der Preßburger Zeitung vom 13.10.1899 difmoe.eu: Ein Blick auf das geheimnisvoll rauschende Bächlein des Schanzstraßengrabens hat zur Folge, dass man eine lebhafte Sehnsucht nach einem magenschärfenden Borowitschka hat, zugleich aber intensive nach Steinen herumsucht, um diese auf die vierbeinige quiekende Gesellschaft tief unten zu werfen. Dies ist keine Ausgeburt der Phantasie, sondern Thatsache, denn ganz ungenirt rennen und spielen sich dort bei helllichtem Tage Dutzende von Ratten und das Mauthpersonale hat die schönste Gelegenheit hier Studien aus einem Theile des Thierlebens zu machen. Begleitet von undüftlichen Gerüchen gehen wir die Schanzstraße entlang der Stefanienlinie zu. Der Spaziergang wäre ja ohne den Schanzgraben nicht gar so übel und bietet genug des Sehenswürdigen, natürlich im bescheidenen Maßstabe. Rechter Hand meistens Weingärten mit dem Hintergrunde des Gebirges und der hochgelegenen Eisenbahn, links jenseits des Grabens ziemlicher starker Baum- und Strauchwuchs abwechselnd mit schönen Hausgärten und verschiedenen pitoresk platzirten alten Häuschen und Baracken.

pressburg/schanzstrasse.txt · Zuletzt geändert: 2025/01/07 10:39 von redaktion