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pressburg:kuehmayer

Robert Kühmayer, Bildhauer

Robert Kühmayer war ein Preßburger Bildhauer. Er wurde am 01.11.1883 in Preßburg geboren und ist am 17.02.1972 in Wien gestorben. Robert Kühmayer enstammte einer Preßburger deutschen Familie. 1899 ging er nach Wien, um dort in der Werkstatt des Bildhauers Josef Valentin Kassin zu arbeiten. 1904 kehrte er nach Preßburg zurück. 1907 erhielt er ein dreijähriges Stipendium an der Kunstakademie in Budapest. 1911 ging er für knapp zwei Jahre nach Paris. 1912 siedelte er sich wieder in Preßburg an. Hier bekam er 1914 seinen ersten großen öffentlichen Auftrag. Mit dem Bau des Entenbrunnens (slowakisch: Kačacia fontána) wurde 1914 begonnen, aber aufgrund des Krieges wurde er erst 1926 auf dem damaligen Šafárikplatz (vormals König-Andreas-Platz, Šafárikovo námestie) aufgestellt. Nach der Gründung der Tschechoslowakei hatte er zunächst keine großen Aufträge erhalten. Erst 1933 erlebte er den Durchbruch. Für die neue funktionalistische Kollonadenbrücke in der Kurstadt Piešťany hat er die Statue des Krückenbrechers entworfen und geschaffen. Zwischen 1913 und 1939 war er Mitglied im Preßburger Kunstverein.

Ein weiteres Werk Kühmayer, das in Bratislava auf dem Hviezdoslavovo námestie (Promenade) zu sehen ist, ist die Fontäne „Mädchen mit Reh“ (slowakisch: Dievča so srnčekom. Dieses von einem anderen Preßburger Bildhauer, Alois Rigele, angefangene Werk wurde nach dessen Tod (1940) 1942 von Robert Kühmayer fertiggestellt. 1945 flüchtete Kühmayer vor der heranrückenden sowjetischen Armee nach Wien, wo er 1972 verstorben ist.

Varia

Das Karpatenblatt veröffentlichte am am 8. Mai 2018 einen Artikel unter dem Titel Die Pressburger Künstler Robert Kühmayer und Alois Rigele. Einen interessanten Artikel über die Familie Kühmayer hat am 12. März 2022 das Online Portal Pressburger Kipferl veröffentlicht. In einem Interview unter dem Titel Geborener Pressburger Johannes Kühmayer - Neffe des Buben vom Entenbrunnen erzählt Johannes Kühmayer (Jahrgang 1941) nicht nur die Geschichte von Franz Kühmayer und dessen Fabrik für Goldschmiedewaren in der 7. Weidritz-Mühle (heute Sitz des Denkmalamtes der Region Bratislava).

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Auszüge aus historischen Presseveröffentlichungen

Der zeitgenössischen Presse lässt sich entnehmen, dass der berühmte Entenbrunnen ursprünglich im Aupark stehen sollte, hierzu ein Artikel der Preßburger Zeitung vom 14.01.1914 (difmoe.eu): Robert Kühmayers Entenbrunnen für den Aupark. Es dürfte noch in Erinnerung sein, daß der Pozsonyer Bildhauer Robert Kühmayer vor einiger Zeit einen Entwurf für einen anstelle des derzeitigen Springbrunnens im Auparke aufzustellenden Entenbrunnen gemacht hatte, der seinerzeit überall lebhaften Beifall fand. Es wurde damals die Ausführung dieses reizenden Brunnens auch angeregt und, wir glauben nicht zu irren, da0 sich auch unser Stadtverschönerungsverein mit dieser Idee befaßt hatte. Robert Kühmayers Kunst hat sich während dieser Zeit weiter entwickelt und er schuf nun, nachdem er kleine Änderungen vorgenommen hatte, ein neues Modell für diesen Entenbrunnendas von heute an im Schaufenster des photographischen Ateliers Béla v. Mindszenthy beim Theater zur Ausstellung kommt.

Am 25.09.1926 ist es soweit und die Preßburger Zeitung kann berichten (difmoe.eu): Die feierliche Uebergabe des vom Stadtverschönerungsvereine mit Hilfe der Stadt errichteten, vom Bildhauer Robert Kühmayer geschaffenen Entenbrunnens am Safarik-Platz (gew. König Andreas-Platz) findet am Samstag, 25. September nachmittag um 6 Uhr statt. Wir ersuchen die Mitglieder und Freunde an dieser Feierlichkeit recht zahlreich teilnehmen zu wollen. Zwei Tage später, am 27.09.1926 berichtet die Preßburger Zeitung, warum sich die Aufstellung verzögert hatte (difmoe.eu): Schon vor dem Kriege entschloß sich der Verschönerungsverein, den Brunnen zu errichten. Noch während der ersten Gußarbeiten brach der Krieg aus und auch der Künstler mußte seiner Waffenpflicht nachkommen. Nach dem Kriege tauchte immer wieder die Idee auf, den einmal gefaßten Beschluß zur Tatsache zu machen. Doch hatte der Verschönerungsverein viele andere Dinge zu verwirklichen und die schöne Brunnenidee kam auf ein Nebengeleise.

Am 10.11.1930 schrieb der Schlimme Emil im Preßburger Neuen Tagblatt einen sarkastischen Artikel, in dem auch der Name Kühmayers vorkommt (difmoe.eu): Der Prager Prof. Albert Liebus hat entdeckt, daß in der Tuffna-Höhle bei Neusohl Urmenschen gehaust haben. Diese Entdeckung kam gerade zur rechten Zeit, denn, wie wir erfahren, geht man bei uns gerade an die Arbeit auszuforschen, welcher Volkszugehörigkeit die Urbewohner der Slowakei eigentlich gewesen sind. (…) Sollte hierbei der Nachweis gelingen, daß diese Urmenschen mit den heutigen Bewohnern der Slowakei verwandt sind, dann bekommen sie ein Denkmal, zu dem Kühmayer bereits den Entwurf fertiggestellt hat: ein Urmensch in landesüblicher Tracht kämpft mit einem Höhlenbären. Da wir im Forschen groß sind, ist kein Zweifel möglich, daß die Urmenschen der Tuffna-Höhle zu jenem Ansehen gelangen, das ihnen Jahrtausende hindurch schmählich vorenthalten blieb. Gemeint sind die Höhlen Horná Túfna und Dolná Túfna im Gebirgszug Große Fatra.

pressburg/kuehmayer.txt · Zuletzt geändert: 2025/02/05 11:06 von redaktion