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Blumental (Blumentál)
Blumental oder älter auch Blumenthal war eine Vorstadt der Stadt Preßburg. Heute wird der Name halboffiziell für die Gegend rund um die Blumentaler Kirche verwendet. Auch die städtischen Verkehrsbetriebe nennen die unweit der Kirche gelegene Haltestelle „Blumentál“.
Geschichte
Die ursprüngliche Vorstadt Blumenthal entstand wahrscheinlich im Laufe des 18. Jahrhunderts. Der Kern der Vorstadt entspricht dem Gebiet, der auch heutzutage als Blumentál bezeichnet wird. Allerdings war die Vorstadt, ab 1848 Stadtbezirk Neustadt, deutlich größer und erstreckte sich vom Tiefen Weg über den heutigen Platz Hodžovo námestie und die Mühlau (Mlynské Nivy) bis zur Schanzstraße (Šancová) und weiter Richtung Hauptbahnhof. Neben der Kirche der Himmelfahrt der unbefleckten Jungfrau Maria (es handelt sich um die dritte, in den 1880er Jahren erbaute Kirche) verfügte die Vorstadt auch über einem katholischen und einen evangelischen Friedhof in der Gegend des heutigen Parks an der Schanzstraße Ecke Ratzersdorfer Maut (Račianské Mýto), die in den 1950er Jahren geschliffen wurden. Die exhumierten sterblichen Überreste wurden auf dem Friedhof im Nachtigall-Tal beerdigt (Gedenkkreuz)Die Vorstadt beherbergte viele Fabriken wie die Grünebergsche Bürstenfabrik (heute stark umgebaut, anderweitig genutzt), die Tabakfabrik (2010 abgerissen), die Brauerei Stein (1873 erbaut, 2014 bis auf das Gärhaus abgerissen). In Blumenthal war auch die Station der Pferdebahn nach Szered (Bericht über den Bau der Preßburg-Tyrnauer Eisenbahn, 1838 erhalten, anderweitig genutzt). Von der alten Bebauung ist nur wenig erhalten. Das Gebiet liegt heutzutage größtenteils im Stadtbezirk Bratislava-Staré Mesto (Altstadt).
Varia
Mit der Geschichte und den deutschen Spuren des Viertels haben sich im Projekt „Deutsche Geschichte Preßburgs“ die Schülerinnen Eliška und Betka sowie die Schüler Martin und Palko von der Deutschen Schule Bratislava befasst.
Auszüge aus historischen Presseveröffentlichungen
Am 07.07.1895 veröffentlichte die Preßburger Zeitung ein Feuilleton, in dem die Vorstadt Blumenthal auf eine lustige Art und Weise beschrieben wird difmoe.eu: O Blumenthal, ohne welches ein Preßburg überhaupt nicht denkbar, du grünende Oase im wüstenden Getriebe der alten Krönungsstadt, Dir lieblich am Gestade des Schanzgrabens gelegenes, mit vier Mauthen befestigtes, nach Tabak oder Szállas duftendes Milchmeierstädtchen. Du Aschenbrödel unter den Bezirken… Bürstenfabrik: Erziehungsinstitut jung Blumenthal´s zur Reinlichkeit und Ordnung; gerne inspizirt von Ministern und solchen, die es werden wollen… Bräuhaus Blumenthaler, Brüder Stein. Unverbesserlicher Stoff, besonders gut, wenn von zarter Witwenhand kredenzt. Geburtsort des weltbekannten Kunstpfeifers und Lebemannes… Landeskrankenhaus, zugleich Blumenthaler Bade- und Heulanstalt, liebevolle Behandlung und Pflege, kräftiger Mittagstisch, besondere Spezialität: Prügelsuppe mit heißem Aufguss, verabreicht vom Oberwärter… Tabakfabrik. Raum und Kraft für 100 Jungfrauen, wurde hauptsächlich erbaut, um von Jahr zu Jahr mit einer anderen Farbe imprägnirt zu werden. Die drei dabei in Verwendung stehenden Leitern werden nächtlich bewacht, doch fehlt noch Jemand, welcher Acht giebt, daß der betreffende Wächter nicht gestohlen wird.
Am 03.04.1913 hat die Zeitung Westungarische Volksstimme unter dem Titel Mangel an Anstandsorten
einen Artikel (difmoe.eu) verfasst, der auch heute aktuell ist, denn die beschriebene Lage hat sich kaum verbessert: Man schreibt uns: Vom Marktplatze angefangen, und hinaus zu der Ratzersdorfer und Vajnorermaut existiert ein einziger Anstandsort u. zw. bei der Bürstenfabrik. Dies ist für einen so großen und stark frequentierten Stadtteil wie Blumental ganz entschieden zu wenig. Nachdem man laut polizeilichen Anordnungen offene Straßen, Hausfluren, Ecksteine usw. usw. mit Anstandsorten unter keinen Umständen verwechseln darf, so wäre es Pflicht der berufenen Faktoren für Anstandsorte in genügender Anzahl zu sorgen. Eben jetzt beginnt man den Viehmartkplatz zu parkieren, vielleicht findet sich ein Plätzchen, wo man „notleidenden“ Menschen für einige Minuten ein wohltätiges Asyl errichten könnte.
Der erwähnte Viehmarktplatz trägt seit 1948 den Namen Odborárske námestie (dt. Platz der Gewerkschaftler) und besitzt keine öffentliche Toilette. Eine unterirdische Einrichtung gab es auf dem benachbarten Americké námestie. 2014 wurde sie allerdings in eine Bierkneipe umgewandelt.