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Friedrich Weinwurm, Architekt

Friedrich Weinwurm war ein Architekt jüdischer Herkunft. Er wurde am 30.08.1885 in Borský Mikuláš (deutsch: Bursanktnikolaus, ungarisch: Búrszentmiklós) in der westslowakischen Region Záhorie geboren. Friedrich Weinwurm hat Architektur in Dresden und Berlin studiert. Nach 1918 hat er in Bratislava gearbeitet. Seit 1924 im gemeinsamen Atelier mit dem Architekten Ignác Vécsei. Für Bratislava haben sie die funktionalistischen Sozialwohnbau-Komplexe Unitas (1930) und Nová Doba (1932) entworfen. Weitere Werke sind das Mehrzweckhaus Schön (1937) in der Obchodná-Straße (Schöndorfer Gasse) oder Villa Lengyel (1929). Bereits Ende der 1920er Jahre hat er zusammen mit Vecsei das Eingangsportal und den Trauersaal für den Jüdischen orthodoxen Friedhof entworfen (1929 fertiggestellt). Friedrich Weinwurm war ein Verfechter des Funktionalismus und linker Aktivist. 1938 musste das Atelier wegen antisemitischer Stimmungen geschlossen werden. 1941 wurde Friedrich Weinwurm verhaftet. 1942 starb er beim gescheiterten Versuch die nationalsozialistische Slowakei zu verlassen. Neben seinen Werken erinnert ein Stolperstein in der Gorkého Straße 11 an Friedrich Weinwurm.

Varia

Im Rahmen des Projekts „Deutsche Geschichte Preßburgs“ haben sich mit Friedrich Weinwurm und seiner architektonischen Hinterlassenschaft die Schüler Juraj, Gregor und Kiko von der Deutschen Schule Bratislava befasst.

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Im Februar 2018 brachte der slowakische Auslandssender Radio Slowakei International eine neunminütige Reportage über Friedrich Weinwurm bzw. über die hm gewidmete Ausstellung in der Slowakischen Nationalgalerie: Neuer Weg: Der Architekt Friedrich Weinwurm in der SNG.

Auszüge aus historischen Presseveröffentlichungen

Am 02.07.1930 berichtet das Preßburger Neue Tagblatt über den „Beginn der Bauaktion Unitas“ (difmoe.eu): …die Direktion der „Unitas“ hat beschlossen, im Juli dieses Jahres mit dem Bau zu beginnen, und zwar wird in drei Schichten zu 500 Arbeitern gearbeitet werden, so daß insgesamt 1500 hiesige Arbeiter für rund 14 Monate Arbeitsgelegenheit finden werden. Auf den Gründen der Genossenschaft (Schanzstraße) werden acht fünfstäckige Häuserblocks mit insgesamt 670 modernsten Kleinwohnungen errichtet werden und man hofft, diese Wohnung bis spätestens 1. September 1931 schlüßelfertig übergeben zu können. In einigen Tagen wird demnach mit einer der größten Bauaktionen nicht nur Preßburgs, sondern in der ganzen Republik begonnen werden.

Am 10.03.1934 informierte das Preßburger Neue Tagblatt über die Pläne für den Bau einer Badeanstalt im Stadtviertel Ziegelfeld (Tehelné pole) (difmoe.eu): Donnerstag trat die Gesundheitskommission zu einer Beratung zusammen (…) Der Sitzung lag ein großes Bäderprojekt auf dem Ziegelfeld vor. Die Baugesellschaft „Nová Doba“ will mit einem Aufwand von 2.550.000 Kč eine große gedeckte Schwimmhalle errichten und und außerdem ein großes Sonnenbad. Die Pläne sind vom Architekten Weinwurm entworfen und zeigen ein ganz hervorragendes Werk, daß mit den großen Badeanstalten der Großstädte konkurrieren könnte. „Nová Doba“ ersucht die Stadtgemeinde ihr für die Verwirklichung des Projektes kostenlos einen Grund auf der Weinernerstraße zu überlassen. Das vorgesehene Projekt wurde nicht realisiert. Auf dem Ziegelfeld wurde 1940 nur ein Freibad nach den Plänen der Architekten Ján Štefanec a Alojz Daříček gebaut, das bis heute im Betrieb ist.

pressburg/weinwurm.txt · Zuletzt geändert: 2025/01/20 19:54 von redaktion