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Anton Keusch, Baumeister
Anton Keusch (geb. 1846 in Pressburg, gest. 1911 in Pozsony bzw. Pressburg) war ein Baumeister, Architekt und Zeichner.
In den 1880er Jahren ist das im 18. Jahrhundert gebaute Stadttheater von Preßburg baufällig geworden. Der Stadtrat beauftragte die bekannten Wiener Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer, die besonders viele Theatergebäude nicht nur in Mitteleuropa gebaut haben, mit dem Bau des neuen Theatergebäudes. 1884 hat das Architektenbüro Fellner & Helmer das Projekt vorgelegt und das alte Haus abreißen lassen. Mit der Bauleitung wurde der Preßburger Baumeister Anton Keusch beauftragt. Anton Keusch hat auch die Skizze des Theaterneubaus angefertigt, die sich im Fonds der Galerie der Stadt Bratislava befindet und auf der Webseite Web umenia abrufbar ist. Das Theater wurde am 22. September 2022 feierlich eröffnet. Seit 1919 beherbergt das Gebäude das Slowakische Nationaltheater, wobei der Spielbetrieb ursprünglich fast rein deutsch, später bis 1919 ungarisch und deutsch, nach 1919 deutsch, ungarisch und slowakisch und nach 1945 nur slowakisch war. 2021 wurde das Gebäude wegen Baufälligkeit für den Spielbetrieb geschlossen und wartet auf Rekonstruktion.
Varia
Im Rahmen des Projekts „Deutsche Geschichte Preßburg“ haben die Schülerinnen Kika, Lea und Soňa von der Deutschen Schule Bratislava das Grab des Baumeisters Anton Keusch auf dem Andreas-Friedhof entdeckt, dokumentiert und bei der Projektveranstaltung im SNM Museum der Kultur der Karpatendeutschen präsentiert.
Der slowakische Auslandssender Radio Slowakei International nahm im Frühjahr 2024 an einer Führung durch das geschlossene Gebäude statt und berichtete darüber in einer Reportage unter dem Titel Havarie-Zustand: Führung durch den historischen Bau des Slowakischen Nationaltheaters Bratislava.
Auszüge aus historischen Presseveröffentlichungen
Am 02.05.1883 veröffentlichte die Preßburger Zeitung, aus dem zu erfahren ist, dass Anton Keusch an einer Skizze des Krönungsdenkmals beteiligt war (difmoe.eu): Ihre k. und k. Hoheiten die Frau Erzherzogin Elisabeth und die Frau Erzherzogin Isabella zeichneten heute die Kunstausstellung mit ihrem hohen Besuche aus. (…) Beim Fortgehen zogen noch die Entwürfe zum Krönungsdenkmal von R. Könyöki und A. Keusch das Interesse der hohen Damen auf sich und Erzherzogin Elisabeth bemerkte, wie schade es sei, daß man den Krönungshügel, ein so ehrwürdiges Monument, das die hohe Dame noch gesehen, entfernt habe.
Am 26.06.1885 informiert die Preßburger Zeitung über das bevorstehende Richtfest (27.06.1885) (difmoe.eu): Das Gleichenfest beim neuen Theaterbau. In der aus diesem Anlasse abgehaltenen Zentralinspektionssitzung wurde der Beschluß gefasst, gegen nachträgliche Genehmigung der Generalversammlung, den Antrag des Theaterbaukomités bezüglich des Gleichenfestes anzunehmen. (…) Die Ansprache wird ein Maurer in ungarischer Sprache an den Bürgermeister halten, worauf dieser erwidern wird. Jeder Arbeiter erhält sodann einen Tagelohn ausgezahlt; auch der Bauleiter, Ingenieur Keusch, sowie der Hauptpolierer erhalten bedeutende Renumerationen.
Am 23.03.1911 berichtet der Westungarische Grenzbote, dass am 22.04.1911 Anton Keusch bestattet wurde (difmoe.eu): Gestern Nachmittags um 4 Uhr fand am Skt. Andreasfriedhofe unter großer Beteiligung das Leichenbegängnis der hier allgemein bekannten und geachteten Mitbürgers Architekten und Baumeisters Herrn Anton Keusch statt.
Die im Westungarischen Grenzboten am 16.12.1911 veröffentlichte Rubrik unter dem Titel Realitätenverkehr ermöglicht einen kleinen Einblick in die Eigentumsverhältnisse von Anton Keusch (difmoe.eu: Erbschaft. Erblasser - Anton Keusch. Erbin: Anna Keusch, geb. Boncsek. Objekt: Haus Nr. 430 in der Ferdinandstadt samt Weingarten in „Rappeln“. - Erbschaft. Erblasser - Anton Keusch und Gattin. Erbe: Stiftung des Anton Keusch und Gattin Anna Boncsek. Objekt: Haus Szechenyigasse 22.
Anmerkung: In der von der Witwe des Anton Keusch geschalteten Danksagung an die Trauergäste heißt sie Anna Bouszek. (Siehe: difmoe.eu).
Nach dem Bericht im Westungarischen Grenzboten vom 07.07.1911 betrug der Wert des Hauses in der Szechenyigasse 22 ungefähr 60.000 Kronen (difmoe.eu): Vom Reinerträgnis des Hauses sollen jährlich aus Pozsony gebürtige und nach Pozsony zuständige Jünglinge, die sich der Architekten-Laufbahn widmen, jährlich Stipendien von je 500-600 Kronen erhalten. Sollten sich von diesem Fache keine Bewerber finden, kann das Stipendium auch solchen gegeben werden, die sich eventuell der Malkunst oder Bildhauerei widmen wollen. Die Stifter stellen die Bedingung, daß von den Stipendisten der Eine römisch-katholischer, der Andere evangelischer A.B sein muß.